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Künstler: Rammstein Album: Rosenrot Erscheinungsjahr: 2005 Anspieltipp: Fehlanzeige Autor: Markus Wie viele Offenbarungseide braucht es eigentlich, bis eine schon immer zwiespältig aufgenommene und mit Kritik überhäufte Formation wie Rammstein realisiert, dass sie ihren Zenit längst überschritten hat? Wie viele Tode muss der malträtierte Rezensent noch sterben, bis die Jungs aus Deutschland endlich einlenken und in der Versenkung verschwinden? Wie viele Schüttelreime wollen sich Till Lindemann und Konsorten noch aus dem Hut zaubern, bis sie eingesehen haben, dass sie die Lachnummer der Nation geworden sind? Fragen über Fragen. „Rosenrot“, so der Titel des mittlerweile fünften Rammstein Albums, liefert leider keine Antworten. Stattdessen präsentieren die selbsternannten Hüter des deutschen Liedguts anno 2005 eine Platte, die weitestgehend aus Ausschusswahre des vor gut einem Jahr ins Rennen geschickten „Reise, Reise“ Outputs besteht und den schon katastrophalen Vorgänger in Sachen Ideenlosigkeit, Penetranz und Orientierungslosigkeit nochmalig weit hinter sich lässt. Gründe dafür gibt es etliche: Konnten Rammstein in der Vergangenheit wenigstens noch für sich beanspruchen, dass ihren Stücken eine gewisse Provokation innewohnte, so beschränkt man sich heuer darauf, schlagerähnliche Stücke zu produzieren, die nicht mal meiner 80jährigen Oma Entrüstung abtrotzen können. Weiterhin hat man es scheinbar aufgegeben, rifforientierte Songs zu komponieren und begnügt sich damit, fast die gesamte Platte mit balladenähnlichen Kompositionen zu bestücken. Überdies kommt noch die Tatsache hinzu, dass es sich bei der vorab veröffentlichten und unglaublich nervigen Singleauskopplung „Benzin“ noch um den besten Song der Platte handelt und dieser zu allem Übel am Anfang des Albums platziert wurde. Die zehn auf diesen bereits mit einem an Gedankenarmut kaum noch zu überbietenden Refrain ausgestatteten Opener folgenden Stücke rekeln sich nun endgültig in den tiefsten Regionen der Kompositionskunst. Beispielsweise „glänzt“ der unfassbar seichte Titeltrack durch von blechernen Drums unterlegten Sprechgesang und einen wie im Fieber redenden Frontmann, der es weder schafft besonders aufmüpfig noch bösartig zu klingen. Unfreiwillig komisch ist auch „Spring“ geraten, in welchem man Slogans der Marke „Ich stell mich in die erste Reihe – und schreie“ vernehmen darf. Obendrein wird dieser Song noch mit kitschigen Keyboards zugekleistert, die sogar den gecasteten Hupfdulen von Nu Pagadi zu billig gewesen wären. Eine weitere Schnulze rammstein’scher Leseart reicht uns der Sechser mit „Stirb nicht vor mir“ dar. Neben dem äußerst lahmen Gesang Till Lindemanns ist es vor allem die zeitweise eingesetzte, in englischer Sprache säuselnde Frauenstimme, welche hier übel aufstößt. Hat man auf Grund des Songtitels bei „Zerstören“ zunächst noch die Vorahnung, Rammstein würden zumindest hier an der Härteschraube drehen, so wird man allen Vorahnungen zum trotz durch gediegenen, sich jenseits aller Tonlagen befindenden Gesang und in den Hintergrund gemischtes Riffing vor den Kopf gestoßen. In „Hilf mir“ versuchen sich Rammstein an der Vertonung eines Märchens, allerdings nicht ohne das ein oder andere Mal ins Fettnäpfchen zu treten. Besonders armselig wird es hier, wenn Fronthühne Lindemann am Ende des Songs den kompositorischen Notstand der Band zum Ausdruck bringt, in dem er unentwegt um Hilfe fleht. Auch das spanischsprachige, mit Trompeten unterlegte „Te Quiero Pasta“ verursacht unentwegt Ohrenschmerzen. Vor allem die hier integrierten weiblichen spoken word Passagen nerven tierisch. Zum Abschluss des Albums präsentieren Rammstein dann ihrer werten Anhängerschaft noch die Schlaftablette des Jahres. „Ein Lied“ kommt gänzlich ohne Höhepunkt aus und plätschert in trivialer Art und Weise vor sich hin. Fazit: Wer dachte, dass Rammstein mit unterirdischen Alben wie „Sehnsucht“, „Mutter“ oder „Reise, Reise“ bereits schlecht schmeckende Kost servierten, wird nun eines besseren belehrt. „Rosenrot“ markiert endgültig die Spitze des Eisbergs aus musikalischem Unvermögen und lyrischem Abfall.
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